[1891-1963]

Otto Jokl

OTTO JOKL (1891 Wien -1963 New York)
Otto Jokl wurde am 18. Januar 1891 als Sohn von Anton und Mathilda Jokl, geborene Mandeltort, im Wiener Stadtteil St. Ulrich geboren. Als weitere Familienmitglieder lassen sich seine Schwester Grete sowie sein Bruder Georg (1896-1954), der ebenfalls kompositorisch tätig war, nachweisen. Im Laufe seiner Ausbildung nahm Otto Jokl an der k.k. Akademie für Musik und darstellende Kunst (heute: Universität für Musik und darstellende Kunst Wien) Unterricht in Musikwissenschaft bei Hermann Grädener (1844-1929). 1918 promovierte er in Wien und setzte später sein Studium von 1926 bis 1930 bei Alban Berg fort, dessen Assistent er wurde. Während dieser Zeit nahm er an verschiedenen Wettbewerben teil, u. a. 1931 am Musikfest der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik (IGNM) in Oxford, wo seine „Klaviersonate“ op. 21 zur erfolgreichen Uraufführung kam. Im Jahr 1933 wurde sein „1. Streichquartett“ op. 25 mit einer „auszeichnenden Anerkennung“ der  Emil-Hertzka-Gedächtnisstiftung gewürdigt. 1934 gewann er mit der „Orchestersuite“ op. 26 den 1. Preis des Emil-Hertzka-Wettbewerbs. Als Jurymitglieder waren Alban Berg, Anton Webern und Ernst Krenek vertreten.
Neben seiner Tätigkeit als Komponist bekleidete Otto Jokl das Amt des Kapellmeisters in Wien und an der Kroll-Oper (Berlin). Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde es für ihn aufgrund seiner jüdischen Abstammung zunehmend schwerer, seinen Tätigkeiten nachzugehen. Nachdem auch der Übertritt zum Katholizismus am 14. Juni 1939 mit Anton Webern als Taufpaten nichts an seiner prekären Lage änderte, sah Otto Jokl sich im Februar 1940 gezwungen, in die USA zu emigrieren. Fünf Jahre nach seiner Niederlassung in New York (NY) erlangte er die amerikanische Staatsbürgerschaft.
In den USA setzte Jokl seine kompositorische Karriere fort und arbeitete nebenbei als Redakteur bei Associated Music Publishers (AMP), wo er für die Taschenpartitur vom Adagio und Purgatorio aus Gustav Mahlers Zehnter Sinfonie verantwortlich war, die 1951 in New York bei AMP erschien . Im Jahr 1948 gewann er unter Verwendung des Pseudonyms Antony Garden unter anderem einen Kompositionswettbewerb in New York (NY) mit seinem 2. Streichquartett op. 28, das durch das Galimir Quartet zur Aufführung kam. Vor allem in den USA schrieb Jokl Gebrauchsmusik und verwendete dafür zahlreiche englisch klingende Künstlernamen wie Jack Mason, Lionel Jones, Gabriel Johnston oder James Kelliot. Otto Jokl verstarb am 13. November 1963 in New York (NY).
Jokls Personalstil ist stark von seinem Lehrer und Mentor Alban Berg und der Zweiten Wiener Schule geprägt. Viele Rezensenten stellten vor allem sein kontrapunktisches Können sowie den parodistisch-ironischen Einschlag heraus, den seine handwerklich gut gebaute Musik kennzeichnet. Besonders im Bereich der Melodik besitzt Jokl seine Stärken, die seine klar strukturierten und mit feinen Klangsinn sowie Erfindungsstärke angefüllten Werke anführen. Sein Œuvre weist neben Kompositionen mit dodekaphoner Faktur auch expressionistische Züge und Anklänge an Johannes Brahms auf. Kritiker bemängelten, dass Jokls Kompositionen Tiefe und Geist fehle und diese aufgrund der radikalen Umsetzung der Zwölftontechnik befremdend und banal wirkten.
Otto Jokl wandte sich auch anderen künstlerischen Feldern zu. Es finden sich im Nachlass etliche Zeichnungen und Aquarelle, die neben Selbstportraits Stadtansichten und Stillleben zeigen. Darüber hinaus betätigte sich Jokl intensiv als Literat. Die im Nachlass enthaltenen Gedichte, Rundfunksketche, Märchen und Geschichten entstanden ausschließlich in der Zeit vor seiner Emigration. Den quantitativ größten Anteil nehmen Gedichtsammlungen ein, die mit „Naturlieder“, „Ich-Lieder“ oderLiebeslieder“ betitelt sind.
(N.Schneidereit)