[1898-1954]

Tibor Harsányi

Tibor Harsányi (Magyarkanizsa, 27.Juni 1898 – Paris, 19.September 1954), gebürtiger Ungar, lebte über die Hälfte seines Lebens in Paris und wird daher als Französischer Komponist angesehen.
In seinem zweiten Vaterland entwickelte Harsanyi sich zu einer der leitenden Figuren eines Komponistenkollektivs, das sich hauptsächlich aus Emigranten aus Ost-Europa zusammensetzte und 'Ecole de Paris' genannt wurde. Harsanyi beschrieb sie als : "bemerkenswerte junge Talente, die sich öfters trafen, Franzosen, aber auch Ausländer, welche Paris zum Zentrum gewählt hatten und welche sich sehr wohl fühlten im herschenden Klimat, ohne ihren eigenen, nationalen Charkter zu verlieren." (Revue Musicale, 1929).
Sie liessen sich gerne inspirieren vom Französischen Geist und akzeptierten bis zu einem gewissen Grad die anti-Debussyanische Esthetika der 'Groupe des Six', aber sie beschwingten diese rein Französischen Eigenschaften mit Elemente des Jazz und aus ihrem jeweiligen eigenen Hintergrund.

Trotz der Tatsache, das sie sich 1929 zusammen präsentierten, mit einem von Harsanyi herausgegebenen Klavierband Treize Dances, worin Beiträge von u.a. Martinu (Tsch.), Tansman (Pl.), Mihalovici (Roum.) und Schulhoff (Tsch.) standen, ist die 'Ecole de Paris' nie mehr als eine unabhängig von einander arbeitenden Gruppe Komponisten gewesen, wo jeder seinen eigenen Weg ging.

Harsanyi liess sich 1924 in Paris nieder, nachdem er ein Paar Jahre in den Niederlanden wohnhaft war. Er trat häufig als Klaviersolist im In- und Ausland auf und war einer der Mitbegründer der 'Société Triton', eine Organisation welche Kammermusik propagierte.

Internationale Bekanntheit als Komponist erziehlte er infolge einer Aufführung eines seiner Werke beim IGNM Festival in Wien (1932). Aber der zweite Weltkrieg, den er zurückgezogen in Süd-Frankreich überlebte, wierf ihn zurück in der Anonymität. Trotz einige Nachkriegserfolge (IGNM Salzburg 1946, Prix d'Italia 1948), starb Harsanyi mittellos und vergessen.

Wie auch im Werk seines Lehrmeisters Zoltan Kodály, waren zu Beginn Einflüsse der Romantik und der ungarischen Volksmusik, massgeblich. In seinen Pariser Jahren entwickelte Harsanyi sich aber bald zum Neo-Klassizist mit einem schlichteren und strengerem Idiom. Seine Affinität mit dem Jazz brachte eine grosse rhythmische Vitalität und in seiner Beherrschung des Kontrapunkts war er Paul Hindemith nicht  unterlegen.


Die Ebony Band führte mehrere Werken von Harsanyi aus und bekam von seiner in London wohnhafte, und mit einem Englischen Admiral der Royal Navy verheiraten Tochter die Erlaubnis, einige Werke zu arrangieren.


W.H.