Lord Berners
[1883-1950]

Lord Berners

Gerald Hugh Tyrwhitt-Wilson, 14th Baron Berners (18 September 1883 – 19 April 1950), kurz Gerald Tyrwhitt, war ein britischer Komponist, Romanautor, Maler und Ästhet. Im Alltag nannte man ihn Lord Berners. Er wuchs auf am stattlichen Gut Apley Hall, wo seine Mutter und Grossmutter vor seiner Obhut verantwortlich waren (sein Vater, ein Marineoffizier, war fast immer unterwegs).
Seine Grossmutter war extrem religiös und selbstzufrieden, seine Mutter ignorierte sein Musikinteresse und widmete sich ganz der Entwicklung seiner Männlichkeit, was er als sehr unnatürlich empfand.

Schon im jungen Alter benam er sich sonderbar. Als er hörte, dass man einen Hund Schwimmen lernen konnte indem man ihn ins Wasser schmiss, entschloss er sich den Hund seiner Mutter aus einem Fenster zu werfen damit er fliegen lernte. Der Hund blieb unverletzt, er selber bekam Prügel.
Nach verschiedenen  ungebührlichen 'Attentate' wurde der erst 9-jährige Junge in einer Internatsschule geschickt, wo er seine Homosexualität entdeckte.
Zum weiteren Studium besuchte er das renommierte Eaton College, worüber er spater berichtete, man hätte sich dort mehr um Charakterbildung gekümmert als um die Anhäufung von Wissen.

Neben seine Fähigkeiten als Musiker, zeigte sich Lord Berners als ein kreativer Künstler und Schriftsteller.
In den 20er und 30er Jahren verkehrte er regelmassig in britische literarische Zirkel und fand sich in zahllose Bücher und Biographien seiner Zeit verewigt.
Er galt als sehr exzentrisch. Er färbte Trauben in grellen Farben, hielt eine Giraffe als Haustier, und liess ein Pferd innerhalb des Hauses Modell stehen.
In seinem Rolls Royce verbarg er die Tastatur eines Chlavicords unterm Sitz einer der Stühle und neben seinem Haus liess er einen 30 Meter hohen Turm bauen mit einem Schild am Eingang: 'Leute aus dem Publikum, welche von diesem Turm aus Selbstmord zu pflegen wünschen, tun solches auf eigenes Risiko'.

Während seines ganzen Lebens litt Lord Berners unter Depressionen. Diese verschlimmerten nachdem er nach seiner Rückkehr aus Rom (wo er sechs Jahre verblieb (1939-45) ) feststellen musste, dass seine Popularität in England stark verringert war.
Er starb 1950 und hinterliess seine Eigentümer seinem Partner Robert ("Boy") Heber Parker, der ihn um 37 Jahre überlebte.

Auf seinem Grabstein steht geschrieben :

"Here lies Lord Berners
One of the learners,
His great love of learning
May earn him a burning
But, Praise the Lord!
He seldom was bored".
("Hier liegt Lord Berners begraben/ein ewige Schüler/Durch seine grosse Liebe zum Lernen/verdient er möglicherweise verbrannt zu werden/Aber, Lobet den Herrn/Er langweilte sich nur selten")

Sein musikalischer Nachlass enthält Klavietstücke und Lieder, sowie Filmscores und Balletmusik.
Das Ballet 'The Triumph of Neptune' (1926) schrieb er im Auftrag von Diaghilev für das berühmte 'Ballet Russes'.




Wegen seines exzentrischen Lebenswandels und der merkwürdigen Titel vieler seiner Werke, wird Lord Berners öfters dem Dadaismus zugerechnet. Die Ebony Band hat denn auch in seinem Programm "Dada, gestern und heute' (1997) eine Zahl seiner Werke aufgeführt.