Musik & Theater (CH) - 09-09-2012

Zwölftonpioniere


Wenig bekannter Musik aus der Zeit der Weimarer Republik widmet die vom Oboisten Werner Herbers
gegründete und geleitete Ebony Band, besonders viel AuÍmerksamkeit.
Erstmals liegen mit dem "Streichtrio 0p.10" und der "Kantate Die Liebe, 0p.14" von Józef Koffler
zwei der wichtigsten Werke aus den Anfängen der polnischen Dodekafonik vor.
Der um 1944 von den Nazis ermordete Avantgardist, der in Wien bei Wellesz studiert und mit Schönberg korrespondiert hatte, verband klassische Formen wie den Sonatensatz und das Rondo mlt einer Zwölftonmusik von übenrtwältigender Ausdruckskraft und Vitalität.
Satztechnische Meisterschaft gibt es im "Streichtrio" schon lm Kopfsatz zu bewundern, wenn Koffler mit
drei verschiedenen Klangschichten aufwartet: Pizzicato-Doppelgriffe (Violine), Tremoli (Viola) und Melodielinie
Violoncello) ergeben einen hochexpressiven und farbenreichen Gesamtklang, wie er in der Kantate auch mit der Kombination von Singstimme, Klarinette, Bratsche und Violoncello erzeugt wird.

ln seinem stilpluralistischen "Quintett" für Klarinette, Fagott, Violine, Violoncello und Klavier setzte der
polnisch-ukrainisch-schweizerische Komponist Constantin Regamey die Dodekafonie als technisches Mittel
unorthodox und sehr effektvoll ein.
Die auch da vorzuglichen Interpretationen verstärken diesen Eindruck beträchtlich.

Walter Labhart