[1896-1984]

Vladimir Vogel

Wladimir Rudolfovitsj Vogel  (Moskou, 29 Februar 1896 – Zürich, 19 Juni 1984) schweizer Komponist, Pianist und Musikpädagoge russischer Herkunft. Seinen ersten Musikunterricht bekam er von Alexander Skrjabin.
Nach seiner Internierung (als Sohn eines Deutschen Vaters) landete er 1918, nach einer Auswechselung von Kriegsgefangenen, in Berlin.
Sein Brot verdiente er sich anfangs als Dekorateur, während er sein Musikstudium bei Heinz Tiessen verfolgte.
1921 wurde Vogel (mit u.a. Kurt Weill) Schüler von Ferruccio Busoni.
Er stand dem Expressionistenkreis um Herwath Walden nahe und war in der Musiksektion der 'Novembergruppe' mit u.a. Max Butting, Hans Heinz Stuckenschmidt, Kurt Weill und Stefan Wolpe aktiv.
1922 regte er mit einer Komposition für Klavier und Sprechstimme (Drei Sprechgesänge) einiges Aufsehen.

In den nächsten Jahren entwickelte Vogel eine musikalische Sprache in der er Einflüsse von Skrjabin, Busoni und der Zweiten Wiener Schule (ohne dass er je ein Schüler von Schönberg war) auf eine sehr persönliche Art verarbeitete.
Obwohl Vogel's politische Gedanken weniger radikal waren als solche von Eisler oder Wolpe, lieferte auch er Beiträge an den Klassenstreit mit Agitproplieder. 

Diese Aktivitäten und seine Position als moderner Komponist zwangen ihn 1933 Deutschland zu verlassen.
Über Strassburg, Brüssel, Paris und London landete er 1939 in die Schweiz. 1954 wurde er sogar schweizerischer Staatsbürger. Darüber sagte er einmal : "Die Flucht in die Schweiz war eine Flucht an einem sicheren Ort, es war aber auch eine Flucht ins Abseits".

Zu seinen Schülern gehörten u.a. Einojuhani Rautavaara, Robert Suter, Rolf Liebermann und Jacques Wildberger.


WH

bibl.: Walter Labhart : Wladimir Vogel, Schriften und Aufzeichnungen über Musik
Atlantis 1977  ISBN 3-7611-0486-3