[1910-1979]

Karel Reiner

Karel Reiner (Žatec, 27 juni 1910 – Praag, 17 oktober 1979) studierte Klavier und Komposition am Wiener Konservatorium und Jura und Musikwissenschaft an der Prager Karls Universität. Zu dem folgte er Kompositionskurse bei Alois Hába und Josef Suk.
Am Anfang seiner Karrière war er ein leidenschaftlicher Verteidiger der allermodernsten Musik und schrieb kühne, a-thematische Kompositionen.
Zusammen mit Schulhoff und Süsskind war Reiner, auch international, dér Spezialist des 1/4-ton Klaviers.

Neben seiner Tätigkeit als Komponist und ausführender Künstler war Reiner Autor von über 700 Artikel für nationale und internationale Zeitungen und Musikzeitschriften. Er erwarb sich auch Verdienste als Mitglied des Ausschusses der Vereinigung Prítomnost und als Mitarbeiter des avantgardistischen Theater Burians.
Von seinen frühen, experimentellen Werken wurden seine Erste Klaviersonate und sein Koncert pro Nonet beim Festival der IGNM in Wien (1932) und Paris (1937) aufgeführt.

Das Reiner den Krieg überlebte mag ein Wunder heissen; er wurde in verschiedene Konzentrationslager verschleppt und überstand sogar einen Todesmarsch.
Die Jahre des Schreckens veränderten seine Weltanschauung und Reiner unterzog sein Schaffen eine Revision. Er bekam das Gefühl, dass die neue Musik mitteilsamer sein müsste. Erst gegen Ende seines Lebens neigt er wieder zu einer experimentierenden Schreibart.
Das Koncert pro Nonet Op.19 wurde 1933 führ das damals schon berühmte Tschechische Nonett geschrieben, aber von Reiner später mehrmals revidiert.
Das Werk stellt sich aus vier Basissätzen zusammen (schnell-langsam-schnell-langsam), welche aber ohne Unterbrechung in einander überfliessen. Man empfindet in diesem Werk des 23-jährigen eine deutliche Suche nach einer neuen musikalischen Sprache.
Die technisch anspruchsvolle uns musikalisch gewagte Komposition wurde, wohl wegen seiner radikalen Kompromisslosigkeit, nach dem Krieg nur noch selten aufgeführt.


WH