[1897-1966]

Hermann Heiss

Hermann Heiss (1897-1966), geboren und gestorben in Darmstadt, studierte am Frankfurter Konservatorium Komposition (Sekles) und Klavier (Renner).
1922 schloss er sich der 'Freien Gesellschaft für Musik' in Darmstadt an. Durch das Ehepar Paul und Ellie Bommersheim (philosoph und Pianistin), lernte Heiss die Theorien von Schönberg und Hauer kennen. Nachdem er Hauer bei den Donaueschinger Musiktagen 1925 kennengelernt hatte, zog er sogar nach Wien um und ging bei ihn in die Lehre.

1928 bis 1933 war Heiss Musiklehrer an einer Schule in Darmstadt. Bei seiner Ernennung tobte der Direktor der Schule heftig in einer Rede gegen Jazzmusik. Heiss, der während seiner Kriegsgefangenschaft 1918 von einem amerikanischen Soldaten, ein schwarzer Pianist aus New Orleans, mit dem Jazzvirus angesteckt war, reagierte darauf mit der Gründung einer Jazzklasse und einer Band.


Von 1933 bis 1941 arbeitete Heiss als wenig erfolgreicher Komponist in Berlin. Ein Konzert ebenda (1934) mit u.a. seine Werke, verursachte ein Publikums- und Presseskandal.

Heiss überlebte den Krieg in Armut als Kopist, Hausmeister, Kabarettist, Operetten- und Varietédirigent und Autor von einzelne Artikel.
Bedauerlicherweise gehörte er zu der beklagenswerten Künstlern, welche nicht wollten oder nicht in der Lage waren zu emigrieren und sich freiwillig oder notgezwungen an den Umständen anpassten. Er schrieb daher ein Auftragswerk für die Olympischen Spiele von 1936 und einen Marsch für die deutsche Luftwaffe.

Er verabschiedete sich von seinem radikalem, erneuernden Kompositionsstil und akzeptierte 1941 eine Ernennung als Theorielehrer an der Kriegsakademie in Frankfurt, wurde aber ein Jahr später schon wieder entlassen, da er verweigerte militärische Befehle zu befolgen.

Kurz nach dem Krieg, zur¨ck in seiner Geburtsstadt, wurde Heiss ein wichtiger Mitarbeiter der 'Ferienkurse für moderne Musik', das ultime Zentrum der musikalischen Avantgarde wo auch die Karrieren von Komponisten wie Boulez, Stockhausen und Henze ihren Amnfang namen.
1955 übernam er die Leitung des Studio's für elektronische Musik.


W.H.



Lit.: Herbert Henck - Hermann Heiss - Nachträge einer Biografie. Kompost Verlag, 2009
ISBN 978-3-9802341-6-0

Erste Auflage

© 2009 by Kompost-Verlag Jutta Riedel-Henck, Deinst